Jassen ist ein Kartenspiel der Bézique-Familie, das vor allem im alemannischen Sprachraum verbreitet ist, das heisst in der Deutschschweiz,
in Liechtenstein, in Vorarlberg, im Süden Baden-Württembergs und im Elsass, aber auch in Südtirol, im französischen Sprachraum der
Schweiz und im Tessin. Beim Jassen wird üblicherweise mit vier Spielern und 36 Karten gespielt. Jassen gilt in der Schweiz als Nationalspiel
und in Vorarlberg als das Kartenspiel Nummer 1 !
Jass-Karten (um 1805)
Französische und Deutsche Jasskarten
Jass oder auch Jas kommt aus den Niederlanden. Niederländische Vorläufer waren Jasspel und Belle-Bruid. Nicht nur der Jas (Bauer),
auch die Trumpfneun (Nell) erinnert an die niederländischen Ursprünge. Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts gelangte das Spiel mit
protestantischen Söldnern in die Schweiz. Jass gewann schnell an Beliebtheit und verdrängte das Tarock, welches von eidgenössischen
und französischen Söldnern aus Oberitalien in die Schweiz gebracht wurde. Heute wird nur noch in Visperterminen und in Surselva
Tarock mit den 78 Karten und den italienischen Farbzeichen Pokal, Münze, Schwert und Stab gespielt. Der älteste Schweizer Beleg für
das Jassen stammt aus dem Jahre 1796 aus Schaffhausen: zwei Pfarrer verklagen zwei Bauern, die «um ein Glas Wein» spielten, mit
einem Spiel «welches man das Jassen nenne». Jassen wurde im 19. Jahrhundert populär, im Laufe der Zeit entstanden einige verschiedene
Varianten. Das Spiel kann sowohl mit dem französischen als auch dem deutschen oder österreichischen Blatt gespielt werden. Je nachdem
in welcher Region man sich befindet, werden die dort jeweils vorherrschenden Karten genommen. Die genaue Herkunft des schweizerischen
Jassgrabens entlang der Aare und Reuss ist unklar. Die beiden Flüsse galten früher als natürliche Grenze, zusätzlich standen die Gebiete im
Westen unter französischem Einfluss, im Osten unter deutschem. Die Entwicklung des Deutschschweizer Bildes um 1880
Einköpfiges Kartenbild von Jakob Peyer.
Einköpfiges Kartenbild von Jakob Peyer.
Jakob Peyer, in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts beim Kartenhersteller A. Bühlmann eingetreten,ist mit grosser Wahrscheinlichkeit
der Schöpfer des heutigen Kartenbildes. Sowohl die Details der Kleider als auch die Gesichter der Figuren der heutigen Deutschschweizer
Jasskarten sind den Karten von Peyer nachempfunden. In Hasle hergestellt wurden die einköpfigen Bilder nach der Vorlage von Peyer nur
bis zur Übernahme der Spielkartenfabrik durch J. Müller in Schaffhausen. Müller produzierte noch jahrzehntelang die Einköpfigen nach
den eigenen Vorlagen. Erst in den 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden die Peyer-Karten als Vorlagen für das doppelköpfige Bild
verwendet. Es gibt verschiedene Ausführungen der Spielkartendecks, im Jahr 2017 gestaltete der Schweizer Grafiker Jens Riedweg eine
digitale Überarbeitung des Kartenbildes von Jacob Peyer.
Vom Spiel ging der Begriff Jass auch auf das verwendete Kartenblatt über und von dort aus auch auf Spiele, die nicht mit Jass verwandt
sind. So ist z. B. auch das Spiel „Tschausepp“ (das mit dem in Deutschland als Mau-Mau bekannten Spiel weitgehend identisch ist) als
Jassvariante bekannt. Insofern ist Jass nicht als bestimmtes Kartenspiel, sondern im Verwendungsgebiet als Oberbegriff für eine Vielzahl
von Kartenspielen allgemein zu sehen. In diesem Zusammenhang müssen auch Aussagen über die Verbreitung und Beliebtheit von Jassen
von einem bestimmten Spiel losgelöst als Aussage über das Kartenspielen allgemein gesehen werden.
Farben des französischen Blattes
Ecke ♦ Herz ♥ Schaufel ♠ Kreuz ♣
Karo oder Ecke Herz Schaufel Kreuz oder Treff
Farben des bayerischen Blattes
Schell Herz Laub Eichel
Schell Herz Neu Laub Neu Eichel Bayerisch
Farben des deutschen/Deutschschweizer Blattes
Schellen Rosen Schilten Eichel
Schellen Neu Rosen Neu Schilten Neu Eichel Neu
Einfachdeutsche Jasskarten (Sau, König, Ober und Unter von Eichel)
Jassgrenze Schweiz
Die genaue Herkunft des schweizerischen Jassgrabens entlang der Aare und Reuss ist unklar. Die beiden Flüsse galten früher als
natürliche Grenze, zusätzlich standen die Gebiete im Westen unter französischem Einfluss, im Osten unter deutschem.
Mit französischen Karten gespielt wird westlich der Brünig-Napf-Reuss-Linie, also in der Romandie, in den Kantonen Bern, Solothurn,
beiden Basel, Wallis, Aargau (ohne das Freiamt, dem Bezirk Baden und den östlich der Aare gelegenen Gebieten des Bezirks Zurzach),
ausserdem östlich der Brünig-Napf-Reuss-Linie, in der nicht Hochalemannisch gesprochen wird, also im Tessin, in Teilen Graubündens
und entlang dem Bodensee im Thurgau.
Die deutschen (Deutschschweizer) Karten werden in der Innerschweiz, in Zürich und Schaffhausen, in der Ostschweiz, im Kanton Aargau
(nur Freiamt und Bezirk Baden) sowie teilweise in Liechtenstein verwendet. In Vorarlberg und Südtirol wird zum Jassen meistens eine optisch
geringfügig andersaussehende Variante der bayerischen (österreichischen) Karten verwendet. Diese Karten werden Einfachdeutsche genannt.
Eine der größten Privatsammlungen alter und neuer Jasskarten befindet sich im Besitz des Freiburger Germanisten Walter Haas. Teile davon
wurden 2002 im Rahmen der Ausstellung Spielkarten – Faszination einer populären Kunst des Gutenberg Museums in Freiburg im Üechtland
gezeigt.
Französische Jasskarten gefächert
Die Farben der französischen Karten haben in folgenden Sprachen diese Bezeichnungen:
Deutsch: Herz ♥, Ecke/Karo ♦, Schaufel/Pik ♠ und Kreuz/Treff ♣
Französisch: cœur ♥, carreau ♦, pique ♠ und trèfle ♣
Italienisch: Cuori ♥, Quadri ♦, Picche ♠ und Fiori ♣
Rätoromanisch: cors ♥, pizs ♦, palas ♠ und cruschs ♣
Jede Farbe umfasst neun Karten: 6 bis 10, Buben/Bauer, Dame, König und As
(französisch: six, sept, huit, neuf, dix, valet, dame, roi, as;romanisch: sis, set, otg, nov, diesch, pur Bauer, dama Dame, retg König, portga Sau).
Zur besseren Erkennbarkeit der Farben sind bei den Karten der Jass-Sendungen des Schweizer Fernsehens ( Samschtig Jass)
Karo (Ecken) ♦ in blauer (statt roter) und Kreuz ♣ in grüner (statt schwarzer) Farbe gehalten.
Deutschschweizer Jasskarten
Die Farben der (Deutsch-)Schweizer Jass-Karten werden Rosen, Schellen, Eichel und Schilten genannt. Jede Farbe umfasst neun Karten:
6 bis 9 (bei Trumpf Nell genannt), Banner, Under (bei Trumpf auch Puur (Bauer) genannt), Ober, König und As (z. T. Sau).
Österreichisches Blatt
Die Farben der österreichischen Karten basieren auf dem einfachen deutschen Blatt mit Salzburger Bild und werden Herz, Schelle
(auch Karo), Eichel (auch Kreuz) und Laub (auch Pik, Gras oder Grün) genannt. Jede Farbe umfasst neun Karten:
6er (bei Schelle auch Weli genannt), 7er, 8er, 9er (bei Trumpf Nell), 10er, Unter (bei Trumpf Bauer; Liechtenstein: Under), Ober, König
und As (z. T. Sau).